18 by Markus Luengen

18 by Markus Luengen

Autor:Markus Luengen [Luengen, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-14T23:00:00+00:00


Die Sekretärin führte uns in den Raum und schloss die Tür rasch hinter uns.

„Der Vorsitzende. Du bist der junge Semmberg, nicht wahr? Du organisierst also die Feier. Und du bist die fleißige Stellvertreterin.“ Der Direktor gab Alessandra auch die Hand und hatte keine Probleme mit dem Duzen.

„Ist alles soweit fortgeschritten, dass ich am Freitag eine reibungslose Veranstaltung erleben darf? Diesmal muss es besonders gut klappen. Das Schulamt, Sie verstehen?“ Wir nickten, ohne zu verstehen. Wenn es ernst wurde, sprang er zum Siezen über.

„Also etwas festlicher, nicht so leger. Ich würde es begrüßen, wenn ihr alle in feierlicher Kleidung erscheinen könntet. Keine Jeans und Sweatshirts.“

„Krawatten und Anzüge“, sagte ich. „Shakespeare-Musik. Kein Kartoffelsalat aus Plastikkübeln.“ Alessandra stieß mich mit dem Fuß an. Der Direktor nickte verlegen und ich sah, wie er sich das Wort ‚Musikunterricht’ auf einem Zettel notierte. „Und dann möchte ich, ähem, eine Ansprache halten, wie das zu solchen Anlässen üblich ist. Meint ihr, dass sich das noch zu Beginn in das Programm einbauen lässt?“

„Timothy hat das Programm praktisch fertig gestellt. Ihre Rede hat er allerdings völlig vergessen“, sagte ich.

Alessandra trat mich wieder.

„Wird er wohl verschwitzt haben. Sagen wir am besten gleich zu Beginn. Dann habe ich es hinter mir. Und noch etwas.“ Kleine Kunstpause „Da Sie, Alessandra, schon mal in dem Komitee sind, könnten Sie da nicht vielleicht eine kleine Ansprache halten? Sie wissen schon, kulturelle Verständigung, Ihre Eltern sind doch aus Italien.“

„Also, genau genommen, ist nur mein Vater ...“

„Die Bedeutung, die unsere Schule auch der Integration der Kinder aus zweiter Generation beimisst. So etwas ist doch, gerade auch wo das Schulamt ...“ Er machte eine Pause.

„Und mein Vater ist auch schon seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland“, murmelte Alessandra.

„Auch für Sie wäre das eine Chance“, endete er schließlich mit etwas zu fester Stimme.

Alessandra nickte nur, und ich sagte nach einer kleinen Pause: „Ja, das müsste noch gehen.“

„Dann ist ja alles in Ordnung“, sagte der Rektor erleichtert und erhob sich rasch.

„Das diesjährige Herbstfest wird ein Glanzstück unserer Schule werden“, sagte ich geradeheraus.



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